Laura von oikos hat am letzten Wochenende das Seminar besucht und berichtet:
Letztes Wochenende hat an der Hochschule Reutlingen ein Seminar zum Thema
(Un) faire
Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion stattgefunden. Der
Veranstalter Femnet e.V. ist ein gemeinnütziger
Verein, der sich für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von
Frauen weltweit einsetzt. Durch eben solche Seminare sollen feministische
Perspektiven auf Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft aufgezeigt werden.
Einer der Arbeitsschwerpunkte des
Vereins liegt insbesondere bei Projekten im
Kampf um menschenwürdige, existenzsichernde und
sozialgerechte Arbeitsbedingungen
in der Bekleidungsindustrie - ein Dauerbrenner
in den Medien und speziell für Studenten der Textil und Design Fakultät brisant. Leider ist die
Dringlichkeit für eine Aufnahme von Themen der Nachhaltigkeit in den festen
Vorlesungsplan an der aktuellen StuPro vorbeigegangen. Da wundert es nicht,
dass der Andrang auf die Teilnehmerplätze des Seminars
immens und die Warteliste lang war. Die Referentin Elke Klemenz war extra aus Nürnberg angereist,
wo sie neben dem Engagement der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit
bei Femnet
e.V. ihren eigenen Modeladen "Farcap" mit Kleidung aus
fairem Handel betreibt.
Unteranderem aufgrund dieser Nähe zur Praxis
konnte sie uns
Seminarteilnehmern authentisch
die herrschenden Zustände in Produktionsländern der Textilwirtschaft
näherbringen. Begonnen wurde ganz am
Anfang der textilen Wertschöpfungskette. Zu den Teilprozessen konnte sie privates Foto- und Videomaterial
herbeiziehen, welche vor allem in
Indien aufgenommen worden sind. Unter dem Schirm der MSI von FARCAP, den Modeschulen Nürnberg und der NGO STOP begleitet sie in Neu-Delhi Projekte zur Unterstützung
von Textilarbeiterinnen vor Ort. Die Projektarbeit dort beinhaltet unter
anderem auch juristischen Beistand in
arbeitsrechtlichen Fragen.
Die
Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der
Vereinten Nationen und beschäftigt sich mit Fragen der sozialen und fairen
Gestaltung der Globalisierung, sowie der Schaffung von menschenwürdiger Arbeit.
Um uns die Grundprinzipien der internationalen Arbeits- und Sozialnormen
zu veranschaulichen, erarbeiteten wir in
Kleingruppen anhand persönlicher Geschichten von Textilarbeiterinnen die vier
Hauptpunkte der ILO Kernarbeitsnormen. Diese beinhalten die Vereinigungsfreiheit
und das Recht
auf Kollektivverhandlungen, die Beseitigung der Zwangsarbeit, die Abschaffung der
Kinderarbeit und das Verbot der
Diskriminierung in Beschäftigung
und Beruf.
Von der Produktion der Kleidung, die jeder Einzelne
von uns jeden
Tag am Körper trägt, macht
man sich oft kein Bild -ganz dem Motto, dass Unwissenheit vor Verantwortung schützt.
Bekanntlich ist dies aber
nicht der Fall und wenn man den Globus etwas westlicher dreht, dann wird
schnell klar, dass das Elend der Textilindustrie uns zuzuschreiben ist. Unser Konsum,
das Verlangen nach billiger und immer schnellerer Mode
ist ganz klar Ursprung für die unfairen Arbeitsbedingungen in den
Produktionsländern. Aber Elke Klemenz informiert über Alternativen.
Im zweiten
Teil des Seminars nahmen wir Modeunternehmen, Unternehmensinitiativen und NGOs
näher unter die Lupe. Denn einfach nur ein grüner Anstrich ist nicht die
Lösung. Greenwashing und ein Zertifikatsdschungel erschweren dem Verbraucher
beim Konsum die richtige Stimme abzugeben.
Zu Beginn des Seminars wurden die
Erwartungen an das Seminar festgehalten. Vielen Studenten war es wichtig zu
erfahren, inwiefern sie selber Initiative ergreifen können. Das Bewusstsein für
Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion wurde durch das Seminar auf jeden
Fall geschärft und vielleicht hat es auch einen Einfluss auf das Einkaufsverhalten des ein oder anderen gehabt.
Mein persönlicher Tipp: Lieber nächstes Mal zur Kleidertauschparty
von oikos Reutlingen kommen und
Dein neues Lieblingsstück ertauschen ;)
Eure Laura
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