Interview mit Uwe Lübbermann von Premium Cola


Am 14. Januar war Uwe Lübbermann, Gründer und Kollektivist bei Premium Cola, zu Gast an der Hochschule Reutlingen. Zusammen mit oikos Reutlingen hielt er einen spannenden Workshop zum Thema Konsensdemokratie und Unternehmertum.

Wir nutzten die Möglichkeit und haben ihm einige Fragen gestellt:



Wer ist eigentlich Uwe Lübbermann? Wie verlief dein Werdegang vor Premium Cola?

Auwei, die bei mir ungeliebteste Frage gleich am Anfang (lacht). Ich versuche ja, das gesamte Premium-Projekt möglichst unabhängig von mir zu machen, und das ist mir operativ auch gelungen, dank der aktiven Orga-Mitwirkenden und allen anderen zuverlässigen Partnern. Ideell scheint es aber so zu sein, dass es sich eher stärker an mir orientiert, von daher beantworte ich die Frage mal so: 
Ich habe schon sehr viele verschiedene Jobs gemacht, Barkeeper, Bauarbeiter, Werbekaufmann, EU-Großprojekt-Koordinator, Uni-Lehrender, Kurierfahrer, Behinderten-Betreuer, Putzkraft. Das hat mich sicher dahingehend geprägt, dass mir menschliche Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung im (Arbeits-)Leben sehr wichtig sind. Und das wiederum prägt dann wohl das Premium-Projekt.


Wie entstand die Idee zu Premium Cola?

Der Grund ist die genannte Haltung, der Anlass war ganz banal: Eine heimliche Rezeptänderung bei Afri-Cola vor 15 Jahren. Betonung auf "heimlich". 
Das war einfach nicht fair mir gegenüber als gleichberechtigten Konsumenten. Aus diesem Unmut ist dann aber über jahrelange Aufbau-Arbeit das Premium-Projekt geworden. Letztes Jahr haben wir mehr als 1,2 Millionen Flaschen bewegt, arbeiten mit über 1700 gewerblichen Partnern zusammen, müssen das Wachstum sogar bremsen. Das Projekt funktioniert, es funktioniert nur ganz anders als es in (Uni-)Lehrbüchern steht (lacht).

Was macht Premium Cola besonders?


Gute Frage im Sinne von "Wo fängt man da an?" - Konsensdemokratie mit allen Beteiligten zu allen Fragen, keine Gewinne und keine (Push-)Werbung, Einheitslöhne mit Kinder- und Behinderungszuschlag, kostenlose Gründungshilfe für andere, hohe Transparenz allen Beteiligten gegenüber, konsequente Nachhaltigkeit, z.B. durch Begrenzung des Verkaufsgebiets anhand einer neutral erstellten Ökobilanz, Co2-"Ausgleich" der nicht vermeidbaren Emissionen, aber nicht damit werben, und und und. 

Ich weiß nicht wo anfangen und wo aufhören, aber die Wissenschafts-Perspektive findet sich auf unserer Website (Anm. d. Red.: premiumcola.de/betriebssystem/wissenschaft).


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Quelle: leuphana.de

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich privat?

Nicht fliegen sondern alles per Bahn machen, möglichst reduziert leben im Sinne von "wenig konsumieren", und wenn konsumieren dann als bewusste Entscheidung was, überall wo es Alternativen gibt diese stärken, also z.B. Fairphone und faire Maus, Ökostrom seit Jahren, bio statt konventionell, lokale Händler statt Ketten, all sowas. Aber, das sind alles Kleinigkeiten und ich bin nicht perfekt, das ist klar. Leider.


Was sind die wichtigsten Ziele bzgl. Nachhaltigkeit für die Zukunft (auf gesellschaftlicher Ebene)? Was kann/muss jeder Einzelne tun?


Auf gesellschaftlicher (Welt-)Ebene müssen wir vermeiden, die Welt zu zerstören (lacht). Aber ich glaube nicht, dass uns das gelingen wird, bzw. andersrum: 


Ich glaube, dass die Menschheit als Ganzes sich erst dann ändert, wenn es einen richtig fiesen Crash gab. Keine Ahnung wann das soweit ist, aber ich will jedenfalls so wenig wie möglich dazu beitragen.


Und das können Einzelne tun: Möglichst wenig und bewusst konsumieren, den eigenen Fußabdruck minimieren, Alternativen stärken, wo es sie schon gibt. In die Richtung macht oikos ja schon viel u.a. durch Bildungsarbeit, und die Veranstaltungen sind auch immer extrem angenehm, also mal an dieser Stelle ein großes DANKE für eure Arbeit!


Lieber Uwe, vielen Dank dir für das Gespräch.


Wenn ihr mehr wissen wollt über Premium Cola, dann guckt doch einfach mal vorbei: premium-cola.de